Rückblick 1. waldgarten.global Exkursion 2025
Bild 1: Mittagessen in geselliger Runde
Seit der Gründung vor fünf Jahren hat unsere Online-Plattform bereits viele Menschen für Waldgärten begeistert. Bei einem Online-Stammtisch entstand im vergangenen Winter die Idee, eine gemeinsame Exkursion zu planen, um Waldgärten kennenzulernen und uns persönlich zu treffen.
Eine Gruppe von 20 Interessent/innen, Teilnehmer/innen aus unseren Online-Kursen und Besucher/innen unserer Online-Stammtische folgte der Einladung und wir verbrachten am 19. und 20 Juni 2025 gemeinsam zwei spannende und lehrreiche Tage.
Die erste Exkursion von waldgarten.global führte uns nach Bayern. Wir starten am Donnerstag (Feiertag), den 19. Juni um 14:00 Uhr bei Hermann Ketterl und seiner Familie in Stephansposching, in der Nähe von Regensburg. Hermann ist Absolvent unseres Online-Basiskurses „Waldgartengestaltung“ und beginnt, auf seinem Nebenerwerbshof einen Waldgarten mit erweiterter Selbstversorgung zu schaffen um in Zukunft den Hof unabhängig zu führen.
Der Waldgarten liegt unmittelbar hinter dem Hof und wird durch die Ortsstraße und die anschließende Weide begrenzt. Straßenseitig wird durch zwei Baum- und Strauchreihen zukünftig einen Sicht- und Windschutz ermöglicht. Zur Weide hin wurde eine Obstbaumreihe mit schwacher Unterlage gepflanzt. Dadurch soll eine leichtere Ernte und Pflege gewährleistet und die Beschattung der dazwischenliegenden Gemüseflächen in Grenzen gehalten werden.
Um das Ziel der wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu erreichen, setzt Hermann ganz auf Direktvermarktung. Neben einem Verarbeitungsraum wurden bisher auch eine Getreide Putz- und Mahlanlage und eine kleine Ölmühle angeschafft und zwei Glashäuser errichtet. Mit dem Konzept des Market Gardenings möchte Hermann den Gemüseanbau intensiver in sein Waldgartenkonzept integrieren.
Die Umgestaltung eines Waldgartens ist zeitintensiv, besonders anfangs erfordert die Pflege viel Einsatz. Zudem muss frühzeitig der Absatzmarkt für zukünftige Produkte entwickelt werden. Wer ein solches Projekt plant, sollte die Aufgaben vorher genau kennen, um Überforderung zu vermeiden.
Abschließend zeigte uns Hermann, wie ein sinnvoller Einsatz angepasster Technologie funktionieren kann und wie er alte, bestehende Maschinen auf seinem Hof für die Waldgartenbewirtschaftung adaptieren konnte.
Am späteren Nachmittag besuchten wir Hannelore Zech und ihren 25 Jahre alten Mienbacher Waldgarten nahe Passau. Er ist einer der ältesten und bereits dicht eingewachsenen Waldgärten Deutschlands und wird von Hanne als Lehr- und Schaugarten bewirtschaftet. Hier konnten wir uns ein Bild von der natürlichen Entwicklung eines Waldgartens machen und miterleben, wie es durch die Sukzession zu einer schrittweisen Veränderung der Fläche kommt und wie an manchen Stellen die Schattenbildung überhand nimmt.
Vom Aufbau her präsentierte sich der Mienbacher Waldgarten bereits in einer dicht bewachsenen, waldähnlichen Struktur, die während unseres Rundganges immer wieder von Lichtungen gesäumt war, auf denen die Bewirtschaftung intensiver gestaltet wird.
Ein besonderes Kennzeichen des Mienbacher Waldgartens ist die Integration von Nutztieren. Neben Hühnern und Enten, die sich im Waldgarten frei bewegen können, bietet Hanne auch Mangalizzaschweinen und Ziegen einen artgerechten Lebensraum.
Wir konnten uns beim Rundgang ein Bild davon machen, welche ungebrochene Fresslust Ziegen an den Tag legen können und dass eine Ziegenhaltung im Waldgarten nur mit einer Einzäunung der zu beweidenden Flächen möglich ist.
Hannelore betreibt in ihrem Waldgarten auch die „Selbstversorgerakademie“ und veranstaltet neben einem jährlichen Permakultur Zertifikatskurs auch zahlreiche anderen Kurse. Einen Blick auf ihre Webseite Mienbacher Waldgarten | Permakultur, Selbstversorgung und noch mehr dürfen wir an dieser Stelle ganz besonders empfehlen.
Mit einem geselligen Beisammensein bei Hanne und einem von ihr wunderbar gestaltetem Buffet endete der erste Tag mit vielen Eindrücken, zahlreichen Gesprächen und großer Begeisterung.
Am nächsten Tag fuhren wir zu Hans Söhl nach Obertaufkirchen bei München. Hans stammt aus einer Handwerkerfamilie, die über Jahrhunderte im Wagnerhandwerk tätig war. Er ist selbständiger Metallbauer und Schlosser und produziert unter anderem viele Werkzeuge und Geräte für die Landwirtschaft.
Auf 0,6 ha erzeugt Hans in seinen beiden Waldgärten den Großteil der Lebensmittel für den Eigenbedarf und nutzt seine Waldgärten auch zum Experimentieren. Wie er einen degenerierten Acker innerhalb weniger Jahre zu einem fruchtbaren Waldgarten umwandeln konnte, wussten wir bereits aus seinem Vortrag bei einem unserer Online-Stammtische. Der Vortrag ist auf unserem YouTube-Kanal nachzusehen. https://www.youtube.com/watch?v=QO7pXBw1WMA
Wir konnten uns von der Qualität und der Funktionsweise seiner Werkzeuge selbst ein Bild machen und nutzten die Möglichkeit, einige seiner Meisterstücke zu erwerben.
Hans betreibt die Webseite humusoptimus – Energie erzeugen – den Boden aufbauen – das Leben fördern – global denken und handeln, auf der er seine vielfältigen Erfahrungen teilt und darüber hinaus einen Online-Shop betreibt. Auf seiner Webseite ist auch sein E-Book „12 Regeln für erfolgreiches Ernten“ kostenlos zu erwerben.
Die Art und Weise, wie Hans seine beiden Waldgärten betreibt, begeisterte uns alle. Nicht nur die ansprechende Gestaltung, auch die zahlreichen Details überzeugten uns, dass diese Landnutzungsmethode ein großes Potenzial in sich trägt.
Ausblick
Die Rückmeldungen der Teilnehmer/innen haben uns bestärkt, auch im kommenden Jahr eine Exkursion zu veranstalten. Aus heutiger Sicht werden wir von Freitag, den 26. Juni (Anreisetag) bis Sonntag, den 28. Juni 2026 Waldgärten in Österreich besichtigen und halten euch in unseren Newslettern auf dem Laufenden. Bei Interesse schreib uns eine E-Mail oder schick uns eine Nachricht.
In diesem Sinne wünsche ich allen viel Erfolg und vor allem eine gute Zeit.
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